Donnerstag, 5. April 2012

Die TROIKA im Unterricht: Wes Brot ich ess - des Lied ich sing



Im aktuellen Sprachgebrauch steht der Begriff "Troika" für das Dreiergespann Europäische Kommission – Europäische Zentralbank – Internationaler Währungsfonds bzw. das mit Vertretern dieser drei Institutionen besetzte Kontroll-Gremium.

Siehe auch: > Troika über Europa.
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Seit dem Beginn der Finanzkrise haben die Regierungen der EU Milliarden Euros aus Steuergeldern - (schön-geredet als "Rettungspaket" und "Hilfe" an Griechenland, Italien, Spanien, Portugal) -  in die Kassen der Banken gelenkt. So wie Ende des letzten Jahrhunderts durch den IWF viele Länder Lateinamerikas durch zunächst billige Kredite in die Schuldknechtschaft getrieben wurden,so sind nun auch Griechenland und andere europäische Länder in die "Schuldenfalle" getappt. (Nicht ohne eigenes Verschulden.)

Durch Haushalts- und Lohnkürzungen, gerade auch im Bildungsbereich, Massengenentlassungen, Verkauf des "Tafelsilbers" (Privatisierung von Staatseigentum) müssen die Staaten nun von ihrer Bevölkerung das den Banken zu-geschusterte Geld wieder eintreiben. In Griechenland, Portugal und Irland ist die Demokratie schon teilweise suspendiert, und die Troika aus EK, EZB und IWF dirigiert die Wirtschaftspolitik dieser Länder. Das Budgetrecht der Länder-Parlamente wurde an die EU-Kommission abgegeben. Spanien wird gerade gezwungen, die Tarif-Hoheit abzugeben.


Der geplante "FISKALPAKT" wird alle Eurostaaten dazu zwingen, ihrer Bevölkerung harte Sparauflagen aufzuerlegen. - Auch wenn die Bevölkerung eines Landes eine andere Regierung wählt, muss diese sich weiterhin an das Abkommen halten.
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Noch bröckelt in deutschen Schulen nicht der Putz von den Wänden, doch haben die überschuldeten Kommunen kaum noch Luft, ihre Schulen instand zu halten oder "schön" zu gestalten:
Schulgebäude 
"Gestalten ist Ausdruck einer lebensbejahenden Haltung und umfasst alle Fragen der Ästhetik. Raumgestaltung für Kinder zeigt den Respekt gegenüber Kindern und den Wunsch, einen Lernort nicht zur Schule, sondern zur Lernheimat zu machen. Darauf ist die innen-architektonische Gestaltung aufgebaut. Man befindet sich nicht in einer Schule, sondern in einem Lernhaus, in einem Lernatelier.
In einer Pädagogik des respektvollen Umgangs ist die gestaltete Umgebung ein wichtiger Teil der Lernumgebung. Gestaltung beinhaltet Freude, Sorgfalt, Sensibilität, Geborgenheit, Orientierung, Offenheit, Vielfalt – und löst das ihr entsprechende Echo aus.
Schule ist aus dem Bedürfnis entstanden, dass Kinder nicht übersehen werden. Dazu dient die gestaltete Umgebung" .

So heißt es in der Selbst-Darstellung einer privaten Schule, die es sich leisten kann, weil sie von einem weltweit führenden Handelskonzern finanziert wird.

Die staatlichen Schulen freuen sich auch, 
wenn sie auch etwas von den Brosamen der Groß-Unternehmen abbekommen: Immer mehr Unternehmen bieten sich den Schulen an mit kostenlosen Materialien und ReferentInnen und "Coaches".  Der Versicherungsriese Allianz, die Unternehmensberatung McKinsey und Andere gründeten die My-Finance-Coach-Stiftung, "um SchülerInnen ein besseres Verständnis für wirtschaftliche Zusammenhänge zu vermitteln" - aus ihrer Sicht natürlich:

"Wir machen dich fit für deine Zukunft! Die Finanzfitspiele zeigen dir, wie spannend und spaßig das Thema Geld sein kann!"

Die "
Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" INSM, um 2000 u.a. von den Arbeitgeberverbänden der Auto- und Metallindustrie gegründet, hat ein eigenes Lehrer-Portal, auf denen Lehrkräfte z.B. Unterrichtsmaterialien herunterladen können. Die SchülerInnen können dort lernen, "dass das Solidarprinzip nicht mehr funktioniert, wenn sich bestimmte Voraussetzungen ändern", und sie sollen "den Nutzen von privater Absicherung nachvollziehen" - und vielleicht auch gleich eine Versicherung bei der Allianz-Versicherung abschließen? - Und nicht so sehr darüber nachdenken, warum und von wem das Solidarprinzip aufgegeben wurde?

Auch der Holtzbrinck-Konzern ("Handelblatt macht Schule"), die Heinz-Nixdorf-Stiftung ("Institut für ökonomische Bildung Oldenburg" und andere Unternehmen stellen Millionen von Euro für Schulen bereit. - Doch alles hat seinen Preis, auch wenn es nichts kostet:
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Die Verbraucherzentralen haben die angebotenen Materialien gesichtet und getestet: "Die Auswahl der Themen erfolgt interessengeleitet und bei der Vermittlung fragen die Trainer so lange, bis die Schüler die Antwort geben, die von ihnen gewünscht wird", so Tatjana Bielke. "Da würde auch schon mal die Wahrheit ein wenig verändert. - Der Bielefelder Soziologe Reinhold Hedtke hat sich in einer umfassenden Studie sehr kritisch mit dem zunehmenden Einfluss von unternehmens- nahen Stiftungen und Verbände auf Unterrichtsmaterialien auseinandergesetzt."

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