Freitag, 22. Februar 2013

Pädagogik, Schulpolitik und Ideologie






T-Hemd Ich bin ein Ideologe

Gerne wird in der pädagogischen Diskussion mit Vorwürfen gearbeitet wie:
"Leider ist Ihre Replik auf den hervorragenden Kommentar von XY rein ideologisch... - Pure Sozialromantik."

Der Vorwurf einer durch Ideologie bestimmten Argumentation findet sich häufig in der politischen Auseinandersetzung - so auch besonders in der schul- politischen.

Mit dem Vorwurf wird unterstellt, dass ein Standpunkt deswegen nicht stichhaltig sei, weil er auf einer politischen Ideologie basiere. Der eigene Standpunkt wird demgegenüber so dargestellt, dass er auf einer nüchternen Analyse der Wahrheit, dem gesunden Menschenverstand, oder auf einer nicht in Frage zu stellende Ethik beruhen würde.

Solche gegenseitigen Vorwürfe können alle DiskutantInnen sich schenken, denn: Dies kann die jeweilige Gegenseite in vielen Fällen mit dem gleichen Recht für sich in Anspruch nehmen. 


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Der Begriff IDEOLOGIE 

("Die Lehre von den Ideen")  wurde 1796 von dem französischen Philosophen Antoine Louis Claude Destutt de Tracy geprägt. Er diente als Bezeichnung für das Projekt einer einheitlichen Wissenschaft der Vorstellungen und Wahrnehmungen.  Die französischen „Ideen-Forscher“, Destutt de Tracy u.a., wollten damit das "Projekt der Aufklärung" voranbringen: 
Durch exakte Analyse der Entstehung von Ideen wollten diese Aufklärer den Obskurantismus überwinden, also Ideen von zweifelhafter Herkunft von wissenschaftlich gesicherten Idee unterscheiden können. 



Zentrales Ziel der Aufklärung war die Befreiung des Bewusstseins der Menschen von Aberglauben, Irrtümern und Vorurteilen, die nach dieser Sichtweise den mittelalterlichen Machthabern zur Legitimation ihrer Herrschaft dienten. Kritisiert wurde insbesondere die katholische Kirche und ihr "Priestertrug". Die Aufklärung verlangte die politische Durchsetzung von Vernunft, Wissenschaft, Demokratie und Menschenrechten.

Ähnliche Gedanken hatten auch die Briten: 
Der Empirismus wurde von Francis Bacon (1561–1626) begründet, der in seiner IDOLENLEHRE die Reinigung des Denkens von Idolen (Trugbildern) als Voraussetzung von Wissenschaft sieht. Quellen und Ursache dieser Trugbilder können Tradition, Sprache, Herkunft und Sozialisation sein. 


Den Machtansprüchen von Napoléon Bonaparte standen die spätaufklärerischen Ideologen im Weg. Das Programm von Destutt de Tracy und Anderen, die Freiheit als höchsten Wert ansahen, erschien dem Diktator als bedrohlich.  

  • Der Begriff wurde nun gezielt abwertend benutzt, und die Ideologen verloren an Einfluss.
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Marxistische Philosophie
Aus dem Klassencharakter der gesellschaftlichen Verhältnisse ergibt sich nach Marx die Tendenz, dass die Gedanken der herrschenden Klasse auch die herrschenden Gedanken in der Gesellschaft sind. Demnach wären auch die herrschenden Gedanken zum Thema Schulsystem die Gedanken der herrschenden Klasse. 



Ideologiekritik
Ideologiekritik geht von einer verblendeten Wahrnehmung der (gesellschaftlichen) Realität aus. Indem Ideologiekritik diese unterstellte Verblendung aufzudecken versucht, möchte sie den Zugang zu den wirklichen Verhältnissen freilegen.


Bei der Analyse der Struktur von Ideologien wird unter anderem untersucht:
  • die innere Widerspruchsfreiheit, das Vorhandensein von Zirkelargumenten und Fehlschlüssen;
  • der Anteil von wahren oder falschen Tatsachenbehauptungen sowie von Werturteilen;
  • das Vorhandensein von Euphemismen und Identifikationsformeln, Suggestivdefinitionen, Feindbildern und Diffamierungsstrategien.

Ideologiekritik im Sinne von Karl Popper umfasst dabei insbesondere die Analyse folgender Punkte: 

  • Dogmatisches Behaupten absoluter Wahrheiten, 
  • Tendenz zur Immunisierung gegen Kritik, 
  • Vorhandensein von Verschwörungstheorien, 
  • utopische Harmonie-Ideale 
  • sowie die Behauptung von Werturteilen als Tatsachen.

Ideologientypologie
Verschleierungs- oder Ablenkungsideologien seien nach Lenk die Erzeugung von Feindbildern, um einer Diskussion über die objektiven Gründe gesellschaftlicher Probleme aus dem Wege zu gehen. Eng angelehnt an diesen Aspekt verwendete er den Begriff Ausdrucksideologie. Und unter einer Ausdrucksideologie verstand er eine Ideologie, die bei den seelisch tieferen Schichten der Menschen ansetze. Es wird ein Freund-Feind-Bild inszeniert und Behauptungen aufgestellt, an die die Massen fanatisch glauben sollen.

Ideologie in der Schul-Politik
Politik ist immer mit Ideologie verbunden, eine unideologische, rein technokratische Politik ist realitätsfremd. Politische Programme basieren auf bestimmten Wertesystemen. 



Quelle: wikipedia
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Fazit:


 
  • Der Vorwurf einer durch Ideologie bestimmten Argumentation findet sich häufig in der politischen Auseinandersetzung - so auch besonders in der schul-politischen.
  • Mit dem Vorwurf wird unterstellt, dass ein Standpunkt deswegen nicht stichhaltig sei, weil er auf einer politischen Ideologie basiere. Der eigene Standpunkt wird demgegenüber so dargestellt, dass er auf einer nüchternen Analyse der Wahrheit, dem gesunden Menschenverstand, oder auf einer nicht in Frage zu stellende Ethik beruhen würde.
  • Solche gegenseitigen Vorwürfe können alle DiskutantInnen sich schenken, denn: Dies kann die jeweilige Gegenseite in vielen Fällen mit dem gleichen Recht für sich in Anspruch nehmen.
  • Im obigen Abschnitt "Ideologie-Kritik" finden sich Kriterien, um so genannte ideologische Aussagen - im Sinne von einer verblendeten und getrübten Wahrnehmung der gesellschaftlichen Realität -  Indem Ideologiekritik diese unterstellte Verblendung aufzudecken versucht, möchte sie mit Hilfe dieser Kriterien den Zugang zu den wirklichen Verhältnissen freilegen.
  •  Politik ist immer mit Ideologie verbunden, eine unideologische, rein technokratische Politik ist realitätsfremd. Politische Programme basieren auf bestimmten Wertesystemen.
  • Deshalb ist es hilfreich, jede Aussage im Bereich der Schulpolitik auf das dahinter stehende Werte-System zu befragen.
  • Widerstreitende Werte-Systeme können z.B. sein: Chancengleichhheit. Elite-Bildung. Herrschafts-Erhalt. Klassen-Gesellschaft. Egalité. Christliches Weltbild. Betonung der Gleichheit. Betonung der Freiheit. Betonung der Tradition. Betonung der gesellschaftlichen Verwertbarkeit von Bildung. Betonung der Persönlichkeits-Bildung und des persönlichen Wachstums. ..
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