Mittwoch, 27. März 2013

Kultusministerium BW, der Aktionsplan für Toleranz und Gleichstellung & das Hornberger Schießen



Es war einmal im Jahr 2007 -

als in BW noch Helmut Rau Kultusminister in der damaligen CDU/FDP-Landesregierung war - da stellte die Landtagsfraktion der GRÜNEN aus der Opposition heraus einen Antrag an die Regierung:

„Antrag der Abg. Renate Rastätter u. a. GRÜNE:
Gleichberechtigte Darstellung gleichgeschlechtlicher Lebensweisen im Unterricht verankern“. Landtags- Drucksache 14/1432
".
Und der Kultusminister antwortete - wie es Brauch ist - auf die Anfrage dem damaligen Präsidenten des Landtages.
Schreiben des MINISTERIUMs FÜR KULTUS, JUGEND UND SPORT BADEN–WÜRTEMBERG (Helmut Rau MdL, Minister), vom 22. Juni 2007 an den Präsidenten des Landtags von Baden-Württemberg, Herrn Peter Straub MdL.


Die Antwort war windig:

»Selbstverständlich ist Toleranz gegenüber gleichgeschlechtlichen Lebensweisen ein wesentliches Ziel auch der neuen baden-württembergischen Bildungspläne. Die "Bereitschaft, andere Auffassungen zu tolerieren" wird nicht nur in Religion (Zitat der Leitgedanken Religion Hauptschule, S. 22) gefordert und es steht - ganz im Sinne der oben genannten Freiheit der Unterrichtenden- den Schulen frei, Toleranz … an der Frage der gleichgeschlechtlichen Lebensweisen einzuüben. ...

In vielen Fächern kann - im Sinne der oben skizzierten neu gewonnenen Freiheit der Schulen - das Thema gleichgeschlechtlicher Lebensweisen behandelt werden, sei es im neuen Fächerverbund Materie, Natur, Technik der Hauptschule, …

Auch wenn das Thema 'gleichgeschlechtliche Lebensweisen' - wie viele andere Einzelthemen - im neuen Bildungsplan nicht ausdrücklich erwähnt wird, so gibt es darin doch vielfältige Möglichkeiten ...« -

"Bla Bla" könnte man schülerfreundlich ergänzend hinzufügen: Alles kann, nichts muss.
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Seit 2007 ist einiges Wasser den Neckar hinunter geflossen, ein Wertewandel ist eingetreten.
Vor wenigen Jahren noch undenkbar: Die Christdemokraten streiten über die Gleichstellung homosexueller Partnerschaften. Selbst katholische Moraltheologen wie Eberhard Schockenhoff sehen Handlungsbedarf.



 


Die neue rot-grüne Landesregierung in BW
 versprach in ihrem Aktionsplan für Toleranz und Gleichstellung:


„Wir werden baden-württembergische Schulen dazu anhalten, dass in den Bildungsstandards sowie in der Lehrerbildung die Vermittlung unterschiedlicher sexueller Identitäten verankert wird. In einem landesweiten Aktionsplan für Toleranz und Gleichstellung wollen
wir Konzepte entwickeln, um Vorurteile abzubauen und Baden-Württemberg zu einem Vorreiter für Offenheit und Vielfalt zu machen.“
Doch der Aktionsplan für Toleranz und Gleichstellung scheint im "roten" Kultusministerium in Stuttgart im Jahr 2013 unter Kultusminister Stoch  genau so auszugehen wie im "schwarzen" unter Kultusminister Rau im Jahre 2007, nämlich wie das Hornberger Schießen.


Das Hornberger Schießen
ist das Ereignis, das die Redewendung „das geht aus wie das Hornberger Schießen“ hervorgebracht hat. Die Wendung wird gebraucht, wenn eine Angelegenheit mit großem Getöse angekündigt wird, aber dann nichts dabei herauskommt und sie ohne Ergebnis endet. [wikipedia]
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Regenbogenfahne und Landesfahne vor der Villa Reitzenstein,
dem Sitz der Landesregierung BW als Symbol für Toleranz und Vielfalt.-
Im Kultusministerium eine noch unerledigte Aufgabe.


Deshalb haben sich die größte Bildungsgewerkschaft Baden Württembergs, die immerhin fast 50.000 Mitglieder im Ländle vertritt, so wie VertreterInnen der Elternschaft, VertreterInnen von Schulprojekten und der LSVD an das Kultusministerium gewandt und eingefordert, das Versprechen des Koalitionsvertrages einzuhalten.

Zum Beispiel:

  • Verschiedene Arten von Vielfalt müssen in den neuen Bildungsplänen UND in der Aus- und Fortbildung von Lehrerinnen & Lehrern verpflichtend berücksichtigt und explizit benannt werden - so wie es auch das deutsche Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz formuliert: „Ziel des Gesetzes ist es, Benachteiligungen aus Gründen der Rasse oder wegen der ethnischen Herkunft, des Geschlechts, einer Behinderung, des Alters oder der sexuellen Identität zu verhindern oder zu beseitigen“ (AGG § 1).
  • Bei der Neufassung der Bildungspläne eine explizite Benennung der sexuellen Identität als Querschnittsthema UND als Thema in unterschiedlichen Fächern und in allen Altersstufen der künftigen Bildungspläne konsequent und durchgängig zu verankern.
  • Dass das Kultusministerium klare Erwartungen und Aufforderungen gegenüber den Schulbuchverlagen formuliert. Diese müssen beinhalten, dass in den Schulbüchern alle Lebensformen ohne Klischees und Stereotype dargestellt werden. Geschieht das nicht, können die Bücher für die Verwendung im Unterricht nicht genehmigt werden.
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Siehe auch:

  •  Schwuchtel geht flott über dieLippen
    “Während die Gesellschaft höflich über die Homoehe streitet, herrscht auf Schulhöfen ein anderer Ton. „Schwul“ gilt dort als eines der häufigsten Schimpfworte.“
    berichtet die Süddeutsche Zeitung am 13.3.13 unter dem Titel .


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