Freitag, 26. April 2013

Krabat. Von Pädagogischen Urbitten und dem Lernen in der Schwarzen Schule

Krabat - ein Jugendbuch von Otfried Preußler Der 14-jährige Waisenjungen Krabat tritt eine Lehrstelle in einer Mühle im Koselbruch bei Schwarzkollm an. 
Die Mühle stellt sich jedoch schon nach kurzer Zeit als eine „Schwarze Schule“ heraus, in der der Meister jeweils zwölf Auszubildende in der Schwarzen Kunst unterrichtet. 

 Wie lernt man in einer Schwarzen Schule? 
Der Meister blieb ruhig.
„Ein nächstes Mal, Krabat, sollst du mehr auf die Worte achten als auf die Stimmen“, sagte er. 
  • „Überdies musst du wissen, dass niemand in dieser Schule zum Lernen gezwungen wird
  • Prägst du dir ein, was ich aus dem Koraktor vorlese, ist es zu deinem Nutzen – andernfalls schadest du dir selber, bedenke das!"
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So ähnlich, glaubt manch Einer/r, geht es demnächst nicht nur in Schwarzkollm zu, sondern auch in den Schulen Baden-Württembergs zu. Schlimmer noch: In Schwarskollm hat der Meister wenigstens noch selber vorgetragen und unterrichtet. In Baden-Württembergs Schulen sollen die LehrerInnen künftig nicht einmal mehr lehren. So befürchten sie.


Denn: 
In der aktuellen Experten- Kommission zur Weiterentwicklung der Lehrerbildung des Landes BW sitzt u.a. auch Peter Fratton, der bekannt ist für seine 4 Pädagogischen Urbitten, die bei LehrerInnen und Eltern nicht überall auf Begeisterung stoßen.  Die lauten:

 


Eine Eltern-Initiative in Schopfheim sammelte 526 Unterschriften gegen die Einführung der Gemeinschaftsschule in ihrem Ort, wobei sie sich in ihrer Begründung ausdrücklich gegen diese 4 Urbitten von Fratton Stellung wandte. - "Kein Schwarzkollm in Schopfheim" sozusagen.

Eine aktuelle Umfrage sagt:
"Bei der Beurteilung dessen, was eine ideale Schule ausmacht, sind sich Lehrer und Eltern weitgehend einig: 94 Prozent der Lehrer und 92 Prozent der Eltern betonen vor allem das Engagement der Pädagogen, auf deren gute Ausbildung legen 85 Prozent aller Lehrer und 83 Prozent aller Eltern besonderen Wert." [Quelle]

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Nun sind weder das Ergebnis der Umfrage noch die Eltern-Initiative verwunderlich, denn es ist nicht ungewöhnlich, wenn sich jemand gegenüber ihm unbekannten Dingen zunächst skeptisch und verschlossen verhält. Salopp gesagt "Was der Bauer nicht kennt, frisst er nicht".  - Die 4 Urbitten sind relativ neu und provokativ. Fratton hat auf den Unmut schon reagiert und zwischenzeitlich  "4 Sondern..." nachgereicht, die die 4 Urbitten entschärfen, erläutern sollen. 

Und vielleicht sehen die Umfrage-Ergebnisse in 10 Jahren ganz anders aus?

Wer mehr über die empirischen Ergebnisse von Lernen und Lehren wissen will, kann selber im soeben auf Deutsch erschienenen Buch von John Hattie nachforschen: "Lernen sichtbar machen".


"John Hattie fasst den gesamten weltweit (in englischer Sprache) verfügbaren Wissensstand zu Bedingungen schulischer Leistungen in seinem epochalen Werk zusammen. An diesem Meilenstein muss sich jede künftige Darstellung des empirischen Forschungsstandes orientieren." Andreas Helmke 

"John Hattie hat eine Monographie vorgelegt, die einen Meilenstein in der Debatte um Voraussetzungen und Bedingungen erfolgreichen Lernens in der Schule darstellt." Ewald Terhart 
"Visible Learning" [so heißt die Original-Ausgabe] wurde 2009 von John Hattie nach 15-jähriger Arbeit veröffentlicht. Es enthält eine Synthese von über 800 Meta-Analysen, die auf über 50.000 Studien mit ca. 250 Millionen Lernenden zurückgreifen.[Klappentext] 

Dieses Buch wird immer wieder gerne zitiert. Und immer wieder gerne selektiv: Mit den Sätzen, die dem Referenten oder der Referentin gerade in den Kram passen. - Am Besten lesen Sie es daher selber und machen sich ein eigenes Bild. -   Bevor sie eine Initiative unterschreiben.

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LeserInnen-Zuschrift: "Gesunder Menschenverstand"

Diese ganzen Studien interessieren mich nicht.

Ich sehe, was dieses Jahr abgeht. Kollegen aus Deutsch berichten, dass sie zum ersten Mal in ihrem Lehrer-Leben in der Klasse 5 im Diktat 5-6er und 6er haben.
In einer 5.Klasse können vier Schüler nicht (vor-)lesen, am Gymnasium!
Gesunder Menschenverstand sagt einem, dass das KEIN ZUFALL sein kann, dass das alles DIESES Jahr passiert.
Bisher waren auch nie 10% der Fünftklässler versetzungs-gefährdet.

Am Sonntag war ich zur Konfirmation; später beim Essen diskutierten einige in der weiteren Verwandtschaft über die neue Schulpolitik. Da war einhellige Meinung, dass es falsch ist, dass die Eltern entscheiden.
Und: "Früher war klar, wer aufs Gymnasium geht studiert, wer Realschule macht geht in die Lehre zur Bank oder sowas und wer Hauptschule macht lernt einen handwerklichen Beruf".
Die neue Politik wurde rundherum abgelehnt.

Ich glaube dass die klare Mehrheit der Menschen in BaWü diese Politik ablehnt, sieht man ja auch an Ergebnissen wie in Saulgau oder wo das war.
Ich werde 2016 wohl in BaWü CDU wählen müssen.


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