Freitag, 2. August 2013

Konfuzius: Lehrer oder Lernbegleiter? Vom inbrünstigen Drang nach Lernen.


"Der eine bedient sich seiner Bildung und Klugheit, um das Richtige herauszufinden, während der Andere nur aus Berechnung handelt."

  • Konfuzius nennt den ersteren den „Edlen“,
  • den anderen den „Gemeinen“.   
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Ebenso wie Konfuzius keinen einzelne Person als ständigen Lehrer anerkannte, wollte er nicht, dass andere ihn zu dieser Position erhoben, ganz gleich, wie ernsthaft sie ihn darum ba­ten oder wie geschmeichelt er sich von ihren Bitten fühlte.
 

Er war zudem der Ansicht, ein Lehrer könne nur auf eine Ecke eines Quadrats hinweisen, alles übrige hing von den Schülern ab: 
»Wenn ich einem Schüler eine Ecke zeige, und er kann es nicht auf die drei anderen übertragen, werde ich nicht wieder­holen, was ich getan habe.« (VII,8)
Für Konfuzius hängt die Ausbildung von dem Menschen ab, der lernen will. 
Ein Leh­rer kann nicht für den Schüler lernen. Ein Mensch muss selbst so stark nach Wissen streben, dass er sich auf die Suche nach einem Lehrer macht.
 

Die jun­gen Männer, die um seine Unterweisung baten, ohne dass sie einen inbrünstigen Drang zum Lernen empfanden, konnten Konfuzius nicht für sich gewinnen. Er sagt, dass er diesen Schülern keine »Nachhilfe« und keinen »Anstoß« gab, falls sie scheiterten. Wenn sie »die Verzweiflung beim Versuch, eine schwierige Frage zu lösen« oder das »Ringen um den rich­tigen Ausdruck einer Idee« nicht kannten (VII,8), waren sie keine echten Sucher.
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Konfuzius wurde es nie müde zu lehren.
Dennoch beunru­higte es ihn, wenn dies als seine Berufung gesehen wurde.

Er mochte Lehrer, 

  • doch die meisten von ihnen waren 
  • Bogen­schützen, 
  • Musikanten 
  • oder Klangstein-Spieler - 
Männer, de­ren Leben nicht von ihrer Kunst zu trennen waren. Konfuzius empfand große Achtung vor ihnen.
Kein Handwerker hätte sich jemals angemaßt, sich als Lehrer, als shi, zu bezeichnen, ehe jemand ihn gebeten hatte, ihn seine Kunst zu lehren.
Ein Lehrer war ein Meister. 
Er musste in et­was bewandert sein - 
  • Musik, 
  • Trommeln, 
  • Bogenschießen, 
  • Wa­genlenken. 
Diese Auffassung teilte Konfuzius mit seinen Zeit­genossen.
  • Man hätte jeden, der sich als Lehrer anpries, ohne über eine bestimmte Fähigkeit zu gebieten, mit Argwohn be­trachtet.
Auch aus diesem Grund nahm Konfuzius den Titel Lehrer erst im fortgeschrittenen Alter an, nachdem man in Lu beschlossen hatte, nach ihm zu schicken, weil sein Wissen der Regierung von Nutzen sein konnte.

Dennoch glaubte er nicht, dass er dies zu einem Beruf machen konnte oder sollte. Die Ironie liegt darin, dass er in den Augen anderer genau das tat, was er selbst nicht für möglich oder passend hielt:  

Er wur­de Lehrer.
Er selbst empfand sich stets als Lernenden.
»Auch wenn ich in Gesellschaft zweier Männer gehe, finde ich [in ihnen] sicher meine Lehrer. Ich eifere ihren guten Seiten nach; ihre schlech­ten Seiten versuche ich an mir selbst zu verbessern.« 
Auf die Frage, bei wem Konfuzius gelernt habe, antwortete er, es gebe wohl niemanden, von dem er nicht lerne. 


Gespräche des Konfuzius
klassisches Chinesisch, modernes Chinesisch
und englische Übersetzung.
Quelle
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Vom Unterrichten

  • Sooft Konfuzius in der ersten Person vom Unterrichten sprach - »Ich lehre, ohne zu ermüden«- benutzte er das Wort hui. Er hätte auch xun verwenden können. Beides bedeutet »lehren«. 
  • Ein Wörterbuch aus dem ersten Jahrhundert defi­niert hui und xun auf folgende Weise: hui heißt »lehren, indem man Licht in einen Sachverhalt bringt« oder »Licht auf etwas wirft« (xiaojiao); 
  • xun heißt »lehren, indem man Lehrstunde oder einen Vortrag hält.
  • Da das Wort xun in den "Ge­sprächen" nicht auftritt, könnte es sein, dass Konfuzius langen Abhandlungen oder Vorlesungen vor Publikum abgeneigt war. 
  • Neben hui und xun existiert noch jiao, ein allgemeineres Wort für »lehren«. 
  • Das gleiche Wörterbuch erklärt jiao mit »unterweisen«, aber nur in dem Sinne, dass ein Untergebener dem Beispiel eines ihm Vorangestellten nacheifert. 
Konfu­zius verwendet es entsprechend.
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Der beste Schüler. Von Zhizang.
Der beste Schüler war einer, der seinem Lehrer kraft seines eigenen Urteils widersprechen konnte, wenn er anderer Ansicht war.
Es ist der ausdrückliche Wunsch eines guten Lehrers, dass sein Schüler sich von ihm löst, wenn er ihm nichts mehr beibringen kann.

Bejubelt als bekanntester chinesischer Denker,
verkörpert Konfuzius den Geist des lebenslangen Lernens.
Kein Wunder, dass das Lunyu als Basis Lehrbuch
der konfuzianischen und chinesischen Erziehung
für 2000 Jahre diente.

Besonders intelligent und vielversprechend war Zizhang, 

einer von Konfuzius' jüngeren Schülern. Er stellte schwierige Fragen:
  • Was ist »geistige Klarheit«?
  • Was ist »getrübte Urteilskraft«?
  • Wann konnte man sagen, ein Gebildeter besitze »die Eignung eines Edlen«?
  • Und was ist der Unterschied zwischen einem solchen Mann und einem, der auf Berühmtheit aus ist?
Zizhang fragt auch nach den Anzeichen für Sittlichkeit; wie man in der Welt vorankomme; wie man eine Beamtenlaufbahn verfolge und welche moralischen Voraussetzungen man benötige, um der Regierung zu dienen. Zizhangs Interessen waren vielseitig, und er bohrte gern nach, was ihn für Konfuzius zu einem idealen Gesprächspartner machte - zu einem »guten Wetzstein«.
  • Zizhang fragte:»Was ist geistige Klarheit?«
  • Zizhang fragte: »Ist es möglich, zehn Generationen nach uns zu kennen?«
  • Zizhang fragte: »Wie würdet Ihr einen guten und anständigen Mann anhand des Pfades beschreiben, dem er folgt?«
  • Zizhang fragte: »Wie muss ein Gebildeter sein, bevor man sagen kann, er besitzt in allem, was er tut, die Eignung eines Edlen?«
  • Zizhang fragte: »Wie kann man seine Tugend erhöhen, und wie weiß man, dass die eigene Urteilskraft getrübt ist?«
Zizhang übte eine besondere Anziehungskraft auf die Leser der „Gespräche“ aus. 
  • Sein Interesse galt den verwegensten und schwierigsten moralischen Fragen, doch hegte er auch ganz offen Eigeninteressen. 
  • Zizhang war nicht nur selbstversonnen, sondern ließ seinen Lehrer auch ganz ungeniert wissen, dass er in der Welt voranzukommen und sich ein Gehalt zu sichern beabsichtige.
Konfuzius gewährt Zizhang eine Vorzugsbehandlung. 

Zizhang war auch »wild beherzt« (kuang) und »großartig in seinem Auftreten«
eine Eigenschaft, die Konfuzius an sich nicht billigen durfte, zu der er sich aber dennoch hingezogen fühlte, weil sie glänzende Fähigkeiten verhieß. 
Zizhang enttäuschte seinen Lehrer nicht. Er war gescheit und wortgewandt und besaß einem Mitschüler zufolge auch eine »großartige Ausstrahlung«. Ein anderer Mitschüler bemerkte hingegen: »Obwohl es schwer ist, Zizhang nachzueifern, hat er noch nicht seine moralische Fähigkeiten (ren) erreicht.«

Zuerst vergewissert Konfuzius sich, was Zizhang unter der »Eignung eines Edlen« versteht. 
Seiner Ansicht nach ist das, was Zizhang beschreibt, Glätte und Bereitwilligkeit sowie äußerer Schein. Diese Eigenschaften bewirken nicht die Leichtigkeit, mit der ein Mann von der »Eignung eines Edlen« seine Aufgaben wahrnimmt. 

Für einen intelligenten Mann wie Zizhang ist es nicht schwierig, die Fähigkeiten eines aalglatten Schmeichlers zu erwerben, aber die Eignung zum Edlen ist etwas ganz anderes. Um diese Kunst zu meistern, sagt Konfuzius, muss ein Mensch an das Prinzip der Gerechtigkeit gebunden sein, er muss sich so sehr danach sehnen, dass er sie in all seinem Tun erstrebt. Zugleich muss er sich bewusst sein, wie andere auf ihn reagieren, damit er sie mit seiner Überzeugung, das Beste für sie zu tun, nicht beleidigt.

Aus den Gesprächen erfahren wir, dass Zizhang »sich auf den Gürtel schrieb«, was sein Lehrer ihm sagte. Offenbar sollten dessen Worte ihn zügeln, wenn er über die Stränge schlug.
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Aber nur »ein Mensch, der sich jeden Tag etwas aneignet, das ihm fehlt, und sich nach einem Monat noch daran erinnert, was es war«, kann als gelehrt gelten.
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Wikipedia sagt:  

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