Donnerstag, 3. April 2014

Heterogenität und Qualität: Die 5% uneffektivsten Lehrer werden entlassen. Echt? Warum? Mach Geld! Mach mehr Geld!

5. Tübinger Tagung Schulpädagogik: “Qualität und Heterogenität: Herausforderungen und Perspektiven für Schule und Unterricht”

 

Ich dachte zuerst, der Professor mache einen Scherz, denn der 1. April war nicht mehr weit entfernt, - und ich wartete auf die Auflösung und die Erlösung.
Auch hatte ich zuvor schon allerlei gehört von der angeblichen  Ökonomisierung der Bildung, von SchülerInnen und deren Human-Kapital,  von Bildung als Ware. Doch ebenso oft hörte ich: Da ist nichts dran, die Menschen, die davon sprechen, die kommen alle aus einer bestimmten Ecke, sind verstaubt, reaktionär, sie  vertreten die Bildungsvorstellungen des 19. Jahrhunderts, Humboldt und so... 

Und nun stand ein deutscher Professor bei einer renommierten Tagung für Schulpädagogik auf der Bühne und machte Scherze über die Ökonomisierung der Bildung - doch er meinte es glaube ich wirklich ernst: Würde man in den USA die 5% in-effektivten Lehrkräfte entlassen und durch durchschnittlich effektive Lehrkräfte ersetzen, würden die SchülerInnen und Schüler in den durch sie unterrichtetetn Klassen im Lebensverlauf ca. 267.000 US-Dollar weniger verdienen. Prima. Nun warten wir doch auf den Fall, dass ein Schüler, bevor er dann später mal in Rente geht, seine LehrerInnen auf Schadensersatz verklagt, weil ihm durch die In-Effektivität seines Lehrers 1/4 Million Dollar an Lebens-Einkommen entgangen seien. Gilt das eigentlich pro Fach? Also wenn ich in 2 Fächern 2 ineffektive LehrerInnen haben, verdiene ich dann 534.000 Dollar weniger im Leben?


Folie aus dem Vortrag, ebenso wie die unten stehende

Mach Geld.
Mach mehr Geld.
Mach dass andere Leute produzieren um mehr Geld zu machen.

  • Das war das Motto des verstorbenen Scientology -Gründers L. Ron Hubbard
  • Nun scheint es auch die Basis für die globale Bildungs-Politik der OECD zu werden 
  • und in die Universitäten Einzug zu halten. 
Ein schöner Erfolg später Erfolg für Lafayette Ronald Hubbard (gestorben 1986 in Kalifornien).


Wie viel ist Unterrichtsentwicklung wert? - Viel! 
Wenn man einex-beliebige Lehrkraft  alle 5 Jahre 1 Jahr lang im Unterricht beobachtet, begleitet und evaluiert, dann werden die (angenommen) 30 SchülerInnen ihrer Klasse gemeinsam im ihrem Lebensverlauf 300.000 Dollar mehr verdienen, also 10.000 pro SchülerIn. - Lohnt sich das schon?

Besser wäre es,
nicht eine x-beliebige Lehrkraft zur Fortbildung zur schicken, sondern eine, die schon mal durchschnittlich effektiv ist. Wenn man aus dieser Durchschnitts-Lehrkraft eine herausragend effektive macht, dann werden ihre SchülerInnen pro Stück nicht nur 10.000, sondern sogar 20.000 Dollar in ihrem Leben mehr verdienen.



Und erst das Brutto-Inlands-Produkt!
Wenn das Einkommen der SchülerInnen steigt, steigt natürlich auch das Brutto-Inslandsprodukt und die internationale Wettberbewerbs-Fähigkeit. "Das BIP ist ein Maß für die wirtschaftliche Leistung einer Volkswirtschaft in einem bestimmten Zeitraum. Die Veränderungsrate des realen BIP dient als Messgröße für das Wirtschaftswachstum der Volkswirtschaften und ist damit die wichtigste Größe der Volkswirtschaftlichen Gesamtrechnung." [wikipedia]
Derzeit gibt es in BW 1,4 Millionen SchülerInnen, wenn deren durchschnittliche Lehrkräfte nun alle von Prof. P. aus K. qua Unterrichts-Evaluation zu Lehrkräften "mit herausragender Effektiviät" geschult würden, so würden diese 1,4 Millionen SchülerInnen am Ende ihrer aktiven Berufstätigkeit  zusammen 1.400.000 X 20.000 = 28.000.000.000 Dollar (28 Milliarden mehr verdient haben als mit ihren jetzigen LehrerInnen (von denen ja sowieso die 5% uneffektivsten entlassen worden waren und dann vion HartzIV oder so leben mussten).
Na, da freut sich dann doch der Finanzminister des Jahres 2070 (wegen der Einkommenssteuer und des Brutto-Inlands-Produktes), die OECD freit sich ebenfalls, und PISA hat sich voll rentiert. Oder?


(Wößmann, Ludger und Mare Piopiunik: Was unzureichende Bildung kostet. Eine
Berechnung der Folgekosten durch entgangenes Wirtschaftswachstum. Gütersloh 2009, S.24 und 30)
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  • Wann ist eine Lehrkraft effektiv?
  • Effektiv worin?
  • Wer bestimmt das?
  • Wer misst das?
  • Wie misst er/sie das?
  • Ist das nun empirische Erziehungs-Wissenschaft oder Unfug?
  • Und was würde passieren, wenn man 5% dieser Empirischen Erziehungswissenschaftler, die Unfug betreiben,  entlassen würde? - Jetzt mal abgesehen vom Geld...

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