Montag, 31. August 2015

Gemeinschaftsschule und Schulversuche: Von renommierten Bildungsforschern, Wahlkampf, Kollateralschäden und Schulfrieden.

Quelle   (Der Bildungsforscher ist übrigens nicht mit auf dem Bild)

Quelle
Die Quellen:
  • Ok. Die Stuttgarter Nachrichten gelten nicht gerade als DAS Qualitätsblatt der Region.
         "Die verkaufte Auflage beträgt mit der Stuttgarter Zeitung zusammen 182.521 Exemplare, ein Minus von 14,6 Prozent seit 1998. Lobbycontrol kritisiert, dass die Zeitung sich - wie auch die Stuttgarter Zeitung - vehement zum umstrittenen Großprojekt Stuttgart 21 bekennt. Dies hänge damit zusammen, dass sie zur Südwestdeutsche Medien Holding gehöre, die wiederum finanziell vollkommen von der Landesbank Baden-Württemberg abhängig sei." [wikipedia]
  • Burchardts interviewende Chefreporter hat ursprünglich andere Leidenschaften als die Schulpädagogik:
    Seine Magister-Arbeit ging über "Sport als Spielball der Medien“ – eine Studie über den Stellenwert von Tennisübertragungen für das Fernsehen". - Diese Arbeit ließe sich nun vielleicht als Dissertation ausbauen, z.B.  zum Thema: "Bildungsjournalismus als Spielball im Wahlkampf und im Schulkrieg".
  • Der Interviewte, Matthias Burchardt, ist Akademischer Rat am Institut für Bildungsphilosophie an der Universität zu Köln, entschiedener Kritiker der Bildungsreformen im Namen von PISA und Bologna und stellvertretenden Geschäftsführer der Gesellschaft Bildung und Wissen. Burchardt wird auch von eher "linken" Wisseneschaftlern wie z.B. von Jens Wernicke auf den "Nachdenkseiten" als "renommiert" bezeichnet.


Screenshot
Matthias Burchardt
wurde im Tübinger Schulstreit schon mehrmals instrumentalisiert (siehe unten).
Er selber stammt aus einer Stadt in NRW, in der es schon sehr lange eine Gesamtschule gibt (seit 1969!), an der man jedoch kein Abitur machen kann: Es fehlt - auch ein heißes Sommerthema in Tübingen - eine gymnasiale Oberstufe.  Aber die Fachoberschul-Reife, die zum Besuch einer Fachoberschule (FOS) berechtigt, kann erworben werden,

Die FOS wiederum schließt nach der 12. Klasse mit der Fachhochschulreife und  - bei Einrichtung einer 13. Klasse - mit der fachgebundenen oder allgemeinen Hochschulreife (Abitur). - Die Fachoberschule ist in berufliche Fachrichtungen ausgerichtet und zählt deswegen zu den berufsbildenden Schulen, so wie auch in BW die Beruflichen Gymnasien.

Burchardt lehrt an der Uni Köln in NRW - einem Bundesland, in dem Schulfrieden herrscht: 
Schulfrieden meint in diesem Fall einen Zustand, der dadurch gekennzeichnet ist, dass der lang andauernde bildungspolitische Streit über die angemessene Schulstruktur und angemessenen Unterricht in den Schulen beigelegt ist.
  • In Baden-Württemberg herrscht dieser Zustand nicht - und schon gar nicht in der Universitätsstadt Tübingen. 
Warum nicht?
Der Streit wurde z.B. in der FAZ (und im Anschluss daran auch in den Stuttgarter Nachrichten und in der Stuttgarter Zeitung, aber auch in der Universitätsstadt selber) von interessierten Personen immer wieder neu entfacht
Warum?
Es spielen parteipolitische Interessen eine Rolle (grün-rot soll bei den nächsten Landtagswahlen auf jeden Fall wieder weg - egal wie), aber auch persönliche Eifersüchteleien und persönlicher Ehrgeiz unter den Beteiligten vor Ort.
Dazu kommen die Eigen-Interessen einiger  Vertreter bestimmter Lehrerverbände. (Ich will ja keine Namen nennen, fängt aber häufig mit P an und hört mit d auf.  ... ;-)
Kollateralschäden:
Dabei kommen die Pädagogik und die Erziehungswissenschaft unter die Räder. Letzlich auch das Interesse von SchülerInnen und deren verunsicherter Eltern  - ebenso wie alte Freundschaften unter KollegInnen verschiedener Schularten.
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Schulfrieden wäre möglich
Nicht nur in NRW (seit 2011 - Hat dort auch etwas länger gedauert).

Geht doch. Siehe auch.
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Die ersten Versuche in Tübingen scheiterten.
Dabei war M. Burchardt immer vehement dabei.
Wobei nicht alles falsch ist, was er sagt und sehr vieles richtig und sehr bedenkens-wert.

Der 1. Versuch:
Herr Burchardt hielt im März 2013 im Hörsaal der Geschwister-Scholl-Schule in Tübingen den öffentlichen Vortrag: "Bildung in Deutschland - Aufbruch, Umbruch, Abbruch? - Ökonomisierung von Bildung".
Dass sollte ein Versuch sein, zwischen BefürworterInnen und GegnerInnen des Schulversuches (in der Stadt, in der Schulgemeinde und im Kollegium) zu vermitteln. Ein wissenschaftlicher Vortrag sollte Klarheit schaffen,  und auf dem Boden der wissenschaftlichen Tatsachen wollte man nach dem Vortrag sachlich fundiert weiter dikutieren.
Der Versuch ging gründlich schief:

  • Die Einladenden hatten den Referenten nicht darüber informiert, dass er sich sozusagen in der Höhle des Löwen befand und nicht bei einem Heimspiel:
  • Offenbar hatte ihm niemand gesagt, dass diese Schule ein Schul-Verbund war, der aus einem 4-zügigem Gymnasium und einem 4-zügigen Schulversuch bestand,
  • dass vor ihm nicht nur Kritiker der Gemeinschaftsschule saßen, sondern der Schulleiter des Schulversuches, zahlreiche aktive KollegInnen des Schulversuches und Eltern, die ganz bewusst ihr Kind - trotz gymnasialer Eignungsbescheinigung - nicht auf ein Gymnasium geschickt hatten, sondern in den Schulversuch ErKo, einen Vorläufer der Gemeinschaftsschulen. 
So hielt Herr Burchardt einen launigen, unterhaltsamen und durchaus kenntnisreichen Vortag, an dessen Ende zunächst einmal (peinlich berührtes?) Schweigen herrschte.


Es folgten ein paar Auswärts-Spiele, z.B.

Seit Beginn des Jahres tourt Burchardt durch die Republik,
um geplante Bildungsreformen und Veränderungen der Schulsysteme kritisch zu hinterfragen. Jetzt machte er – auf Einladung der fünf Reutlinger Gymnasien – Station in der Rommelsbacher Wittumhalle. Und viele Lehrer sowie Eltern(-vertreter) waren gekommen, um jenen Mann live zu erleben, dem es, wie BZN-Direktorin Brigitte Kern-Veits zur Begrüßung sagte, gelungen ist, »ganz oben wahrgenommen zu werden«. Nämlich von Kultusminister Andreas Stoch und auf Grundlage eines Zeitungsberichts, der dem Dozenten jüngst zu presseöffentlicher Popularität verhalf.

Reutlingen, Juli 2013
Und im Herbst des Jahres dann noch einmal ein Vortrag in Tübingen, dieses Mal eher vor einem Fan-Publikum. Warum auch nicht? Ist auch mal schön.

Tübingen September 2013
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Nachdem der renommierter Forscher Burchardt aktuell - mitten in den Sommerferien und im näher rückenden Wahlkampf - erneut Öl ins Feuer gegossen hat statt die Wogen zu glätten - Warum? - hoffen nun alle auf den Wissenschaftler Prof. Bohl von der Uni Tübingen. Er soll, es mit Empirie statt Ideologie retten.

 Peace !
Quelle
Vielleicht hilft auch der Dalai Lama?
(denn einige der Haupt-Streithähn_innen sind Religionslehrer_innen. 

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